Nach Jahren im Fußball- kreis Friedberg ist er zurück: Bülent Kocatürk. Er wird neuer Trainer des B-Ligisten FSG Wisselsheim. Im Interview erklärt er, warum der ehemalige Gruppenliga-Coach in die B-Klasse geht und was er mit den Bad Nauheimer Stadtteilkickern in deren Jubiläumsjahr vorhat.
Als Spieler und als Trainer hat Bülent Kocatürk schon viel erlebt – bis hoch zur Gruppenliga. Nach Jahren als Coach im Fußballkreis Büdingen kehrt der in Melbach wohnhafte 54-Jährige in den Fußballkreis Friedberg zurück. Er wird neuer Trainer des B-Ligisten Freie Spielgemeinschaft Wisselsheim. Im Interview erklärt Kocatürk, wie seine Art ist, Fußball spielen zu lassen, worauf sich die junge Mannschaft aus dem Bad Nauheimer Stadtteil in Zukunft einstellen kann und welche Ziele er mit dem Team aus der Kreisliga B Friedberg, Gruppe 1, verfolgen will.
Herr Kocatürk, wie kam es dazu, dass Sie in Zukunft die FSG Wisselsheim trainieren?
Ich hatte natürlich mitbekommen, dass sich mein Vorgänger Andre Morgenstern und der Verein getrennt haben, und ich war frei, nachdem ich Ende vergangenen Jahres aus privaten Gründen beim SC Teutonia Kohden aufgehört hatte. Also habe ich mich in Wisselsheim vorgestellt – und scheinbar habe ich auch im Fußballkreis Friedberg immer noch einen guten Namen. Wir hatten gute Gespräche, es ist eine junge Mannschaft, das Gerüst ist da und ich denke, mit ein paar Verstärkungen können wir unseren Gegnern in Zukunft Respekt einflößen.
Wie lauten Ihre Ziele mit der FSG Wisselsheim?
Man muss ehrlich sein: Wenn die laufende Runde zu Ende gespielt worden wäre, hätte es der Verein sehr schwer gehabt. Im kommenden Jahr seht das 100-jährige Bestehen an, da wollen wir natürlich gut abschneiden. Ich kann schon so viel sagen, dass ich bereits drei Zusagen von neuen Spielern habe – von zwei Stürmern und einen eher defensiven Spieler. Für die B-Liga sind das zwei echte Granaten und ein überdurchschnittlicher Kicker. Die Namen werde ich aus Fairness aber noch nicht sagen. Außerdem wollen die meisten wohl bleiben. Dazu komme ich, der sehr ehrgeizig ist, deshalb peilen wir zusammen das obere Tabellendrittel an, auch wenn man natürlich erst einmal sehen muss, wie es läuft.
Was müssen Ihre zukünftigen Spieler über Sie wissen?
Ich lege Wert auf Disziplin und sehe die Mannschaft als Ganzes. Ich gucke nicht nur auf spielerische Fähigkeiten, sondern auch auf den Charakter. Außerdem bin ich sehr ehrlich, fahre eine gerade Linie und lege Wert darauf, viel mit den Spielern zu reden. Ich bin immer voll motiviert – egal ob es mein erster Tag ist oder ich seit zehn Jahren bei demselben Klub Trainer bin. Damit kann nicht jeder umgehen. Im Vergleich zu früher habe ich aber gelernt, nicht immer ganz so streng zu sein (lacht). Im Ernst: Alle Vereine, bei denen ich früher mal war, freuen sich auch heute noch, wenn ich ins Vereinsheim komme.
Sie waren lange im Nachbarkreis Büdingen aktiv – kennen Sie sich im Fußballkreis Friedberg und in der B-Liga aus?
Es ist immer gut, wenn man gerade am Anfang jemanden hat, der einem ein bisschen hilft. Grundsätzlich bin ich nicht dafür, sich zu sehr an seinem Gegner anzupassen, sondern eher sein Spiel durchzubringen. Doch ich werde mich informieren und habe einen guten Draht zu den Spielern. Sie werden mir sicher helfen.
Was ist aus Ihrer Sicht der größte Unterschied zwischen den Fußballkreisen Friedberg und Büdingen?
Ehrlich gesagt: die Menschlichkeit. Ich habe seit 2000 im Fußballkreis Büdingen gearbeitet und auch wenn auf dem Platz immer hart gekämpft wurde, waren die Menschen vor und nach dem Spiel immer zugänglich – besonders für mich als Ausländer. Gerade am Anfang war der Kreis Büdingen fußballerisch etwas schwächer, aber es hat sich verbessert und mir hat es dort – trotz der weiten Fahrten – immer sehr gut gefallen.
Was war für Sie wichtig, als Sie sich für die FSG Wisselsheim entschieden haben?
Der Wohlfühlfaktor ist mir immer sehr wichtig. Es muss mir Spaß machen, zu trainieren. Die Jungs müssen wollen. Dann ist die Liga fast nebensächlich für mich. Wisselsheim hat einen wunderbaren Platz, viele junge Leute und die letzte Zeit hat es trotzdem nicht so richtig geklappt. Ich kann hier mit Sicherheit etwas entwickeln und Mannschaft und Verein begeistern.
Was ist Ihre Art, Fußball zu spielen?
Wie gesagt: Ich richte mich nicht so gern nach dem Gegner, sondern versuche mein eigenes Spiel durchzuziehen. Da ich als Spieler selbst auf der Zehn gespielt habe, bevorzuge ich grundsätzlich einen offensiven Fußball, allerdings ohne die Ordnung in der Defensive zu verlieren. Gerade wenn man das in unteren Klassen in das Team reinbekommt, hat man schon viel gewonnen. Außerdem mag ich es, das Spiel breit zu machen und über die Außenbahnen zu kommen.
Aktuell ruht der Fußball aufgrund der Coronavirus-Pandemie, die Saison steht vor dem Abbruch, auch wenn einige Teams schon wieder trainieren. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe schon von einigen Leuten gehört, dass es sein könnte, dass wir dieses Jahr gar keinen Fußball mehr spielen werden. Aber letztlich müssen wir alle abwarten, denn keiner weiß, wie es weitergeht. Aber ich hoffe, dass schnell alles wieder normal wird – ein paar Lockerungen haben wir ja schon. Ich habe vor, ab Mitte Juni einmal pro Woche eine Trainingseinheit in Wisselsheim anzubieten, alleine schon um die Spieler und ihre Charaktere kennenzulernen. Dann haben wir einen Vorteil, wenn es wieder losgeht, weil wir keinen ganz so großen Anlauf brauchen. Ich will ein bisschen lockeres Training mit Ball machen, das ist besser als nur im Wald laufen zu gehen. Aber das A und O ist und bleibt das Fußballspielen gegeneinander.